"Durch einen Rollstuhl geben wir Menschen einen Teil ihrer Würde zurück. Sie müssen so nicht mehr auf dem Boden herum kriechen. Sie befinden sich nun mit uns und ihrer Umwelt in Augenhöhe." Hans Peter Dentler
Begonnen hat alles im Jahr 2000. Der ehemalige Elektrotechniker Hans-Peter Dentler aus Karlsruhe hatte sich zum Heilpraktiker ausbilden lassen und arbeitete mehrmals ehrenamtlich in einer Klinik für alternative Medizin in Colombo, Sri Lanka. „Ich wollte dort Erfahrungen sammeln“, erzählt der heute 67-Jährige. Als er eines Tages in der Mittagspause einen vollbesetzten Zug fotografieren wollte, geriet er durch Unachtsamkeit auf das Nachbargleis. Weil der Zug, den er im Visier hatte, sehr laut war, konnte er nicht hören, dass sich von hinten ein weiterer Zug näherte, der ihn zu erfassen drohte. Eine Frau aus Sri Lanka, die in der Nähe stand, schob Hans-Peter Dentler sanft, aber bestimmt aus der Gefahrenzone. „Als ich merkte, dass sie mir das Leben gerettet hatte, war ich überglücklich und wollte es gerne an ihr wieder gut machen. Aber es stellte sich heraus, dass sie zu den wenigen Reichen in Sri Lanka gehörte und sich aus meinen Geschenken gar nichts machte!“ erzählt Dentler.
Daher beschloss er, den Armen in Sri Lanka Gutes zu tun. Er begann damit, einer jungen Patientin des Hospitals zu einer Operation in Deutschland zu verhelfen. Bei seinem nächsten Besuch in Sri Lanka lernte er in einem Heim von „Mutter Teresa“ die dreijährige Cecilia kennen, die ohne Arme und mit nur einem verkrüppelten Bein geboren war. Auf der Suche nach einem Rollstuhl für das Mädchen stellte er fest, dass es in Deutschland viele gebrauchte Hilfsmittel gibt, die nicht mehr eingesetzt werden. Er sah die Not der Behinderten in Sri Lanka und gleichzeitig den Markt ausgemusterter Hilfsmittel hierzulande und verknüpfte diese Umstände zur Idee des Rollstuhlprojekts.
Damit brach eine Lawine los. Immer mehr Menschen fragten ihn, ob er nicht einen Rollstuhl oder Krücken besorgen könnte. „Viele Behinderte in Sri Lanka verbringen ihr ganzes Dasein auf dem Boden“, erklärt Dentler, „ein Rollstuhl bringt sie in eine andere Perspektive und verbessert ihre Lebensqualität erheblich“. Dentler begann, Rollstühle zu sammeln, mit ehrenamtlichen Helfern zu reparieren und bald schon konnte er einen ersten zwölf Meter langen und mit Rollstühlen, Gehhilfen, Prothesen, Hörgeräten und Brillen bestückten Container nach Sri Lanka verschiffen.
Erwähnenswert ist es, dass Hans-Peter Dentler jeden Rollstuhl selbst verteilt und mit jedem Behinderten unmittelbaren Kontakt hat. Seine persönlichen Kosten trägt er nach wie vor aus eigener Tasche.
Mittlerweile hat der jung gebliebene Rentner mit seinem Team ehrenamtlicher Mitarbeiter viele solcher Container in die Dritte Welt gebracht: Nach Sri Lanka, Peru, Ruanda, Afghanistan und weitere Länder. Inzwischen verlassen drei bis vier Container jährlich die Werkstatt in Oberreut.
Die Walter Eucken Schule unterstützt die Arbeit von Hans-Peter Dentler.
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